Hätten Sie’s gewusst? Unser Weihnachtsbaum hat einen Vorgänger. Im Mittelalter wurden in den Kirchen sogenannte „Paradeisl“ aufgestellt, Paradies-Bäume mit roten Äpfeln. Sie erinnerten an den Sündenfall mit Adam und Eva – auch wenn im biblischen Original nicht von Äpfeln, sondern allgemein von Früchten die Rede ist. Der 24. Dezember war der Gedenktag an Adam und Eva; bis heute feiern Katholiken, die diese Namen tragen, an Heiligabend ihren Namenstag.
Die Paradeisl wanderten mit der Zeit in die häuslichen Wohnzimmer, sie verloren ihre ursprüngliche Bedeutung und wurden ein fester Bestandteil des Christfestes. Bis ins 20. Jahrhundert waren die Äpfel, Nüsse und Zuckerstangen, die am Baum hingen, noch zum Verzehr freigegeben – sie galten als besondere Leckerbissen! Nur der Adel sah in den Baum-Anhängern reine Dekorationsstücke und beauftragte findige Glasbläser, die roten Äpfel durch rote Kugeln zu ersetzen…
Nur, warum dachte man früher ausgerechnet am Tag vor dem Christfest an den Sündenfall? Weil Jesus Christus der Retter ist! Er kam, um die durch Schuld und Sünde von Gott getrennte Menschheit mit ihrem Schöpfer zu versöhnen. „Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, o Christenheit“, so singen wir jedes Jahr im Gottesdienst am Heiligen Abend.
Derselbe Zusammenhang findet sich in der typisch mittelalterliche Bild-Symbolik dann nochmals an Karfreitag. Auf den alten Gemälden liegen direkt unter dem Kreuz die Gebeine Adams. Gemeint ist: Der Gekreuzigte stirbt für die Schuld der ganzen Menschheitsgeschichte. „Welt ging verloren, Christ ist gestorben. Freue dich, o Christenheit“, könnten wir an Karfreitag singen. Denn die Krippe und das Kreuz gehören zusammen.
In diesen Sinne grüßt Sie herzlich zum Christfest
Ihr Peter Rostan