Mit Wette und IKEA-Regal
Festlich, bunt und lebendig war der Einführungs-Gottesdienst von unserem neuen Pfarrer Hartmut Dinkel. In seiner Vorstellung machte er gleich eine Wette mit der Gemeinde:
Er forderte uns auf, mit dem Smartphone oder der Digitalkamera Fotos von uns selbst zu machen, sozusagen Gruppen-Selfies, mit einer Angabe über die Namen der abgebildeten Personen. Seine Wette: „Wetten, die Gomaringer Gemeinde schafft es nicht, mindestens 50 solcher Bilder bis nächsten Sonntag (zweiten Advent) an mich zu schicken. Wenn ich die Wette verliere, bekommen die Kinderkirchen von Gomaringen und Stockach eine leckere Lokalrunde von mir spendiert“.
Also: auf ans Werk. Pfarrer Dinkel hat die E-Mail-Adresse dinkel@kirche-gomaringen.de. Je mehr Bilder er bekommt, desto anspruchsvoller wird es, die dazugehörigen Namen zu lernen… Machen wir’s ihm nicht zu leicht… Und die Kinderkirchen freuen sich auch …
In seiner Festpredigt über Offenbarung 5 stieg er ein mit einem Bild, das dann auch von manchen Grußwort-Rednern aufgegriffen wurde: die Herausforderung, ein neues Ikea-Regal zu montieren. Die über 100 Teile bekommt man nur zusammen, wenn man eine gute Anleitung dafür hat. So ist das auch mit unserem oft so verworrenen und unverständlichen Leben. Es ist gut zu wissen, dass es ein „Buch mit 7 Siegeln gibt“ (Offb 5), also ein bei Gott aufgehobener Bauplan, der von Jesus Christus einmal geöffnet werden wird, sodass sich manches klären wird, was uns nun noch verborgen ist.
Hier finden Sie einen Zeitungsartikel aus dem Tübinger Tagblatt und hier können Sie die Predigt komplett nachhören.
„Im Aufsehen auf Jesus Christus, den alleinigen Herrn der Kirche, bin ich bereit, mein Amt als Diener des göttlichen Wortes zu führen und mitzuhelfen, daß das Evangelium von Jesus Christus, wie es in der Heiligen Schrift gegeben und in den Bekenntnissen der Reformation bezeugt ist, aller Welt verkündigt wird. Ich will in meinem Teil dafür Sorge tragen, daß die Kirche in Verkündigung, Lehre und Leben auf den Grund des Evangeliums gebaut werde, und will darauf achthaben, daß falscher Lehre, der Unordnung und dem Ärgernis in der Kirche gewehrt werde. Ich will meinen pfarramtlichen Dienst im Gehorsam gegen Jesus Christus nach der Ordnung unserer Landeskirche tun und das Beichtgeheimnis wahren“.
So lautet das Ordinationsversprechen der württembergischen Landeskirche. Die Erinnerung an dies Versprechen, bzw die Neuverpflichtung auf diesen Wortlaut ist gewissermaßen der Heilige Moment bei jedem Investiturgottesdienst. Dabei wird der neue Pfarrer umringt vom Besetzungsgremium als den Repräsentanten der Gemeinde.
Nachdenkliches von der Dekanin
Dekanin Elisabeth Hege aus Tübingen erinnerte in ihrer Ansprache ebenfalls an die oft kaum zu bewältigende Vielfalt unseres Lebens, die speziell im Pfarrberuf spürbar ist. Dabei zitierte sie Stücke aus dem Ordinationsversprechen (fett markiert):
»Was hilft, das Vielerlei im Pfarramt zusammenzuhalten und manchmal auszuhalten? Und auch mit bitteren Erfahrungen und Anfechtungen umzugehen? Was hilft, dass man sich als Pfarrer nicht drin verliert, Erwartungen bloß nachzugeben oder Trends ungeprüft zu bedienen?
Ich glaube, unser Amtsversprechen meint genau das mit dem „Dienst am göttlichen Wort“ – und darin liegt eine große Chance: Dass wir als Gemeinden und als Pfarrer die Mitte unserer Aufgaben in den Blick nehmen. Und die Grenzen achten. Weil wir zu diesem Dienst berufen sind, nicht zu allem Möglichem.
Da kommt es auf Sie an, lieber Herr Dinkel, auf Ihre Person und Ihren Dienst. Aber es hängt nicht an Ihnen, es hängt nicht an uns, was das Wort ausrichtet und wirkt. Es soll hörbar sein und bleiben – für die Menschen mitten in dieser Welt.
Das ist kein leichter Auftrag!
Ihr Stellenwechsel von Walddorfhäslach nach Gomaringen fällt in eine Zeit des Umbruchs und der Herausforderungen, die wir als Kirche und als Gesellschaft durchleben. Spannungen, Aggressionen und Unfrieden nehmen zu. Vieles wünschen wir uns einfacher, klarer, übersichtlicher! Und würden gern wissen, was kommt und es mitgestalten.
Doch können und müssen wir nur „in unserem Teil dazu beitragen“, nicht mehr und nicht weniger. Ich glaube, das macht frei. Es macht frei und gelassener, zu wissen, wem oder was unser Dienst gilt.«
Ungewöhnliche Grußworte
Schon während des Gottesdienstes kamen zwei von Hartmut Dinkel ernannte „Zeugen“ zu Wort, die jeweils einen Bibelvers weitergaben. Dieter Braun gehörte auch dazu, der fachliche Leiter des evangelischen Jugendwerkes in Württemberg. Er zitierte aus dem Johannesevangelium einen speziellen Vers, der zur berühmten Geschichte von der Speisung der 5000 gehört: „und es gab dort viel Gras“. Jesus hatte in einem sonst für seine Kargheit bekannten Land einen Rastplatz ausgesucht, der eine herrlich grüne Grasfläche bot. Einen wohltuenden Ort, an dem man sich‘s gut gehen lassen kann. Dieter Bran wünschte Ehepaar Dinkel, dass sie Gomaringen auch als einen Ort mit „viel Gras“ erleben, es ihnen hier bei uns so gut geht wie auf einer saftigen Weide.
Auch die Grußworte enthielten viel Überraschendes. Wir nennen zwei Beispiele:
Martin Schenk vom CVJM führte ein Handy-Telefonat vorne am Lesepult. Es brauchte eine Weile, bis jeder verstanden hat, dass jener alltagstaugliche Gebrauchtwagen, den er in dem Telefonat einem unbekannten Freund anpries, in Wahrheit Hartmut Dinkel ist. „Schwarz lackiert mit zwei kleinen Streifen vorne“ – eine schöne Anspielung auf den Talar. „Nicht zum Treten auf der Autobahn, sondern zum Cruisen durch schöne Landschaften “ – ein unmissverständlicher Hinweis, dass die Fahrt mit Pfarrer Dinkel nicht zum Dauerstress werden soll, sondern es auch etwas zu Genießen gibt. „Bewährt mit gut eingefahrenem Motor, nicht mit Kinderkrankheiten wie die modischen Neuwagen“ – ein Pfarrer mit Erfahrung, von der wir als Gemeinde und CVJM profitieren können.
Bürgermeister Steffen Heß überraschte seine Zuhörer mit einem unerwarteten Blumenstrauß, den er zusätzlich zu den Geschenken mit viel Lokalkolorit der Mutter von Hartmut Dinkel überreichte, die bekanntlich in Stockach wohnt. Er übergab ihn mit den Worten: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Mutter auch ab und an nicht nur bei Mädchen sondern auch bei Jungs gefordert ist. Und dass sich Ihre Mühe gelohnt hat, ist für uns alle ersichtlich.“
Gemeindereferentin Katrin Bohnenberger aus der katholischen Schwestergemeinde sprach für die Gomaringer Ökumene. In wohltuender Klarheit betonte sie den Auftrag zur Einheit der Christen: „Wir alle – so wie wir hier sind – haben einen gemeinsamen Glauben. Unser Glaube an Gott, an Jesus Christus, der uns Einheit und Frieden verheißen, aber auch aufgetragen hat!“
Speisung der 5000
Na ja, fast. Das Gemeindehaus war jedenfalls proppenvoll. Unser Küchenteam ließ sich trotzdem nicht aus der Ruhe bringen und meisterte souverän den Ansturm.