Bildung ist mehr als Wissen und Kompetenzen

Schuldekan Ruopp war zu Gast im diesjährigen ökumenischen Forum am Abend des Bußtages.

Nachdenklich und zugleich gewinnend sprach er über den christlichen Bildungsauftrag, der sich letztlich dem christlichen Menschenbild verdankt:
der Mensch, wie er in der Bibel beschrieben wird, hat eine Bestimmung! Er ist Gottes Ebenbild und damit in gewisser Hinsicht Gottes Stellvertreter, der einen Auftrag zu erfüllen hat: die Welt, die Schöpfung zu bebauen und zu bewahren.
Diese Bestimmung geht einher mit der Würde des Menschen, die letztlich in seinem Geschöpf-Sein und in seinem Gegenüber-Sein zu Gott gründet.

Wie definieren wir Bildung?

Braucht es viel Wissen wie bei der TV-Show „Wer wird Millionär“? Oder viel beruflichen oder gesellschaftlichen Erfolgt? Oder einen formal hohen Bildungsabschluss?

Und welche Ziele hat die Schule? Bildet sie nur aus für den Arbeitsmarkt? Oder wäre nicht ein umfassenderer Ansatz sinnvoller, der auch die großen, globalen Probleme einschließt? Damit wären wir schon dichter an dem, was die Bibel als „Bestimmung des Menschen“ beschreibt.

Ein gebildeter Mensch ist mehr als nur ein Schlaumeier, sondern ein Mensch mit einer moralischen Orientierung, mit Persönlichkeit und Charakter, mit Lust an Weite, an Entwicklung, am nie endenden Lernen.

In den letzten Jahrzehnten gab es ganz in diesem Sinn einen weitreichenden Umbruch in der Lernpädagogik: man redet heute vom Kompetenz-orientierten Ansatz, mit Fachkompetenz, Sozialkompetenz und
Methodenkompetenz. Das heißt: man schaut nicht mehr vorrangig auf das Curriculum, auf die einzelnen Schritte, die nacheinander begangen werden, sondern auf die Ergebnisse. Man denkt also vom Ende her – und prüft die Pädagogik nach dem Kriterium, ob dies Ergebnisse möglichst zielführend erworben werden.

Dennoch: Bildung ist nochmal mehr als Kompetenz!

Auch die Schule kann und soll nicht nur auf das Messbare, das Bewertbare reduziert werden. So verhält es sich doch auch mit unseren jeweilspersönlichen Erinnerungen an die Schule, etwa an die vertrauenswürdige Lehrerin, an das Selbstvertrauen, das sich auf einer Wanderfahrt entwickelte, an den Gemeinsinn, der in einer Gruppe von Gleichaltrigen entstand.

Ähnlich verhält es sich auch beim sogenannten Weisheits-Wissen, das sich nochmals unterscheidet von jenem Wissen, was durch Lernen und Wiederholung angeeignet werden kann.

Besonders wertvoll war für mich die von Ruopp referierte Unterscheidung verschiedener Rationalitäten, die als „4 Modi der Weltbegegnung“ klassifiziert werden können:
– Der konstitutive Modus der Religion und der Philosophie
– Der kognitiv-experimentelle Modus der Naturwissenschaft und Mathematik
– Der ästhetisch-expressive Modus der Kunst und der Musik
– Der normativ-evaluative Modus der Geschichte, der Ökonomie und der Politik

Soweit nur ein kleiner Ausschnitt aus einem eindrucksvollen Abend – dank der Kompetenz und Eloquenz des Referenten, aber auch dank des Interesses seines ökumenischen Publikums, das immer wieder ergänzende Anregungen einbrachte.

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