Mission

Schwäbische Maultaschen und Schokolade aus Togo

„Wir bekommen Besuch von Eric aus Togo!“, mit diesem Worten lud das Ehepaar Denise und Ulrich Weihing den Kirchengemeinderat und CVJM-Vorstand zu sich in die Grundstraße ein. Dort warteten herrlich duftende Maultaschen und leckere Schokoladen-Päckchen auf uns.

Und vor allem ein begeisternder Afrikaner, der eine Art Projektmanager in Sachen Evangelium ist.

Eric, den Denise über eine medizinisches Programm kennengelernt hat, begann vor 20 Jahren mit einer Initiative, die wöchentlich etwa 300 Kindern und Jugendlichen bei ihren Hausaufgaben half. Die Kinder kamen aus armen, vorwiegend muslimischen Familien, die von ihren Eltern vernachlässigt wurden.

Herausfordernd war aber die Finanzierung. 2015 gründete das Team deshalb eine Kooperative, eine Genossenschaft, die dann bald zu einer Firma wurde, die Schokolade herstellt. Das KnowHow dazu erwarben sie aus Italien. Begabte junge Leute wurden ausgewählt und dorthin geschickt, um in einem italienischen Unternehmen die notwendigen Fachkenntnis zu lernen – die inzwischen längst auf die afrikanischen Produktionsbedingungen angepasst wurden.

Die sehr intensiv schmeckende, dunkle Schokolade wird vorrangig in Togo selbst verkauft. Auch eine lokale Fluggesellschaft gehört zur Kundschaft! Und sogar in Paris konnte das Projekt bereits auf einem Schoko-Markt präsentiert werden.

ChokoTogo hat mittlerweile 80 Angestellte, darunter 35 Vollzeitkräfte. „Afrika ist kein armer Kontinent. Es ist reich! Wir haben genügend Menschen und genügend fruchtbare Böden. Es gilt nun, unsere Produktivität selbst in die Hand zu nehmen und nicht nur den internationalen Konzernen zu überlassen. Damit erfüllen wir Gottes Auftrag, ganz ähnlich wie einst Israel (vgl 2. Mose 31,1-11). “

„Vor Jahren kamen die Missionare nach Afrika und predigten ‚Glaub an Jesus‘ – und das war‘s. Aber als Christen sind wir ‚Licht der Welt‘, wie Jesus gesagt hat. Wir wollen etwas bewegen und verändern!

Alle Mitarbeiter der Schokoladen-Manufaktur arbeiten an den Wochenenden ehrenamtlich in christlichen Gemeinden, unterstützen unter anderem auch bei Gemeindegründungen, etwa durch Sportveranstaltungen, die Kinder und damit auch deren Familien erreichen.

Mittlerweile wurde aus dem Projekt ein festes Programm namens KidGames zur Ausbildung von jungen Leuten, die dann verantwortlich und multiplikatorisch tätig werden können – zuletzt sogar verbunden mit Hochschulstipendien.

In Togo sind 30 Prozent der Bevölkerung Muslime, 35 Prozent Christen und weitere 35 Prozent Angehörige alter Stammesreligionen. Dabei wächst der Prozent der Muslime, vor allem aus demographischen Gründen: Muslime habe bis zu 4 Frauen, Mädchen können schon mit 12 Jahren heiraten. Wenn Christen mit 25 ihr erstes Kind bekommen, stehen die Muslime oft schon fast in der zweiten Generation. „Demographisch betrachtet haben wir keine Chance. Umso wichtiger ist es, junge Muslime missionarisch zu erreichen“,

Dabei ist Sport der beste Anknüpfungspunkt. Es gibt Schulungswochen für Fußball, Tennis, Schwimmen und Leichtathletik. Für jede dieser Sportakademien braucht es Sport-Trainer, aber auch Bibel-Trainer. Denn das ist der wichtigste Auftrag dieser Akademien!

Eric ist auch international engagiert in diesem Arbeitsfeld, er reist sogar in solch unsichere Staaten wie  Mauretanien und versteht dabei sich als Missionar für die Idee, Sportangebote und die Verkündigung des Evangeliums zu verknüpfen, nach Möglichkeit finanziert durch  selbst gegründete  Unternehmen wie zum Beispiel ihre Schokoladenfabrik. Oder auch mal durch ein Sponsoring, wie zum Beispiel durch den FC Bayern, der bereits einen großen Satz Adidas-Trikots für ein Frauenprogramm im Tschad finanzierte.

Seine Überzeugung fasst Eric mit knappen Worten zusammen: „Afrika braucht Jesus. Ohne den christlichen Glaube wird die Entwicklung unseres Kontinents chaotisch. Meine persönliche Berufung ist, Kinder zu erreichen. Es ist großartig zu erleben, wie Menschen, die wir vor Jahren als Kinder gewannen, heute Verantwortung übernehmen und für andere tätig sind!“.

Eine Frage: Was geschieht denn mit den muslimischen Kindern, wenn sie Christen werden?

„Das ist tatsächlich eine Herausforderung. Wir geben den Kindern keine Bücher oder Broschüren mit, das wäre zu gefährlich“.

Doch es gibt auch positive Überraschungen: „Einmal kam ein muslimischer Vater zu Eric, weil seine Tochter nicht mehr zum christlichen Zentrum kommen wollte. Der Vater wollte Eric dafür gewinnen, doch positiv auf das Mädchen einzuwirken, dass sie wieder zurückkommt. Denn die Kinder seien wie ausgewechselt, seit sie das Zentrum besuchen“.

Ihr erreicht auch Menschen an anderen Orten. Wie gestaltet ihr eure Neuanfänge?

„Wenn wir einem Dorf oder einer Gemeinschaft dienen, dann kommen irgendwann auch Fragen: warum macht ihr das? Das ist ein guter Anlass, um von Jesus zu erzählen. Dazu reicht manchmal auch ein so einfacher Dienst wie die Reinigung eines Dorfplatzes. Wir brauchen dann nicht lange zu warten, bis die Frage kommt: wer seid ihr? Und schon sind wir im Gespräch für ein Projekt, das zum jeweiligen Ort passt. Oft starten wir mit Fußball, dazu braucht es nicht mehr als einen Ball, ein paar Trainer und Leute, die in der Spielpause Geschichten aus der Bibel erzählen können“.

Eine gute Idee – die allerdings auch Geduld und Treue braucht. „Wir machen das dann jede Woche, über einen langen Zeitraum!“, ergänzt Eric auf unser Nachfragen, wie solche Projekte vorangebracht werden können.

Inzwischen ist Eric ein Trainer für die Trainer, organisiert unter dem Titel „Compassion“ (Mitgefühl), in dem 330 Gemeinde vernetzt sind. Dieses groß angelegte Programm mit mittlerweile 1300 ausgebildeten Mitarbeitern erreicht etwa 80.000 Kinder. Längst wurden auch Regierungsvertreter von Togo auf dieses Programm aufmerksam – verbunden mit offizieller Unterstützung durch Sportstadien und andere Infrastruktur.

„Niemand weiß genau, was aus den einzelnen Kindern wird, die zu bei uns sind. Doch das, was wird vermitteln, ist kein Strohfeuer, sondern eine prägende Erfahrung fürs Leben“.

Und wie geht es weiter?

„Wir hoffen, bald auch in die Staatlichen Schulen zu dürfen. Aktuell warten wir noch auf die Genehmigung durch die Regierung. Und wir hoffen und beten, dass auch im Norden von Togo unsere Schulen geschützt werden und sich nicht Boko Haram oder andere Terrorgruppen durchsetzen können“.