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Masterplan der Kirchenrenovierung

Der Kirchengemeinderat hat in der vergangenen Woche weitreichende Entscheidungen getroffen. Damit endete eine mehrmonatige Phase der Beratung und Sondierung – mit vielen Einzelschritten, Tests und Untersuchungen, unterstützt durch ehrenamtliche Fachleute (siehe Kasten).

Völlig unstrittig war von Anfang an: Die Erneuerung der Elektroinstallation sowie der Heizungsanlage ist unumgänglich – sowohl aus Gründen der Sicherheit als auch im Hinblick auf die Energieeffizienz.
Doch wir wollten es nicht bei technischen Maßnahmen belassen. Uns ging es um mehr: um eine Perspektive für die Zukunft. Wie wird unsere Gemeinde in zwanzig Jahren aussehen? Wie soll sie aussehen? Und wie kann unser Kirchenraum dazu in Beziehung stehen?

Einige zentrale Gedanken aus den Gesprächen:

  • Aufgrund der demografischen Entwicklung wird unsere Gemeinde kleiner werden. Wir benötigen künftig nicht mehr die gleiche Anzahl an Sitzplätzen wie vor dreißig Jahren.

  • Unsere Gottesdienste sind vielfältiger und interaktiver geworden. Dank unseres attraktiven Gemeindehauses haben wir einen Saal, der sich hervorragend für alternative Gottesdienstformen eignet. Unsere Kirche muss deshalb kein Multifunktionsraum werden.

  • Während früher die sakrale Würde und Erhabenheit eines Kirchenraums im Vordergrund stand, erwarten Menschen heute vor allem eine einladende Atmosphäre – ein Ort, der Begegnung ermöglicht, wo man sich auch unterhalten kann und in dem angenehme Temperaturen herrschen.

  • Unsere Kirche hat bislang recht enge Zugänge. Für Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl ist das Finden eines Platzes oft eine Herausforderung.

  • Die finanzielle Entwicklung der Landeskirche ist schwer abzuschätzen. Wenn wir auf Zuschüsse aus Stuttgart hoffen, sollten wir nicht zu lange warten.

Vor diesem Hintergrund wurde nun eine klare Marschrichtung beschlossen:

  1. Reduktion auf das Kirchenschiff

    Die Renovierung wird sich auf das Kirchenschiff beschränken. Die Empore bleibt unverändert. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass sie eher als Ergänzungsbereich dient. Die Gemeinde versammelt sich überwiegend im Schiff – dort ist bei den meisten Gottesdiensten ausreichend Platz. Das gemeinsame Sitzen auf einer Ebene stärkt das Miteinander.

  2. Verzicht auf einen Eltern-Kind-Raum im Kirchenraum

    Zwischenzeitlich wurde überlegt, einen gläsernen Eltern-Kind-Raum in die Kirche zu integrieren. Dieser Gedanke wurde wieder verworfen: zu kostenintensiv, platzraubend und nicht notwendig. Im Gemeindehaus steht bereits ein gut ausgestatteter Übertragungsraum zur Verfügung.

  3. Beibehaltung der Kirchenbänke mit Reduktion

    Wir behalten die Kirchenbänke bei, reduzieren aber ihre Anzahl und verkürzen sie um ca. 25 %. So entsteht eine großzügige Lauffläche, die Begegnung fördert und bei Bedarf zusätzlich bestuhlt werden kann. Eine vollständige Bestuhlung hätte nicht nur Nachteile beim Heizsystem, sondern wäre auch deutlich aufwendiger in der Pflege. Zudem geben Stühle feste Sitzabstände vor – Bänke dagegen lassen Spielraum. Und: Gemeinsam auf einer langen Bank zu sitzen, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

  4. Komplette Erneuerung des Fußbodens

    Der neue Fußboden schafft eine einheitliche Fläche und ersetzt die teils beschädigten Bereiche. Zudem ermöglicht er das Verlegen moderner Elektrokabel gemäß aktueller Sicherheitsstandards. In den Boden werden Carbonfolien integriert, die in Zonen temperiert werden können. Diese Flächenheizung ersetzt nicht die Raumheizung, hilft aber, Zugluft zu reduzieren und das Gefühl von Fußkälte zu vermeiden.

  5. Innovatives Heizsystem über die Bänke

    Die Hauptwärme wird weiterhin über die Sitzbänke abgegeben – mittels sogenannter Kontaktwärme. Beheizbare Carbonfolien unter den Sitzflächen und an den Rückseiten der Lehnen erwärmen das Holz, sodass nach etwa 15 Minuten ein angenehmes Wärmegefühl an Rücken und Gesäß entsteht. Zusätzlich strahlt die Wärme nach hinten und unten und sorgt so auch für warme Beine. Dieses System ist effizient, schnell regelbar und gut zonierbar. Für kleinere Gottesdienste können gezielt nur einzelne Bereiche beheizt werden.

    Da es sich um ein neuartiges System handelt, planen wir eine Testphase: Im kommenden Winter sollen zwei Bänke bereits entsprechend ausgestattet werden. Erst wenn diese Phase zufriedenstellend verläuft, wird die gesamte Baumaßnahme im Jahr 2026 umgesetzt. Sollte sich das System als nicht praktikabel erweisen, behalten wir uns vor, stattdessen auf moderne Bankstrahler zurückzugreifen.

Wir haben noch einiges vor uns – und freuen uns über jede Form der Unterstützung!
Für den Kirchengemeinderat
Peter Rostan

Auch diese Maßnahme lebt vom Ehrenamt:
Vier Beispiele von Personen, die gar nicht zu unserer Kirchengemeinde gehören, uns aber maßgeblich geholfen haben:
– ein Ingenieur aus Dettingen-Erms entwickelte ein 3-D-Modell des Kirchenraums und berechnete Simulationen der Luftströmungen bei unterschiedlichen Heizsystemen
– ein Mössinger Spezialist für beschädigungsfreie Gebäudeanalysen scannte über ein Radargerät Abschnitte des Fußbodens und suchte nach verborgenen Stromleitungen
– ein Physiker aus Gomaringen entwickelte ein Modell zum Test und zur optimierten Steuerung der neuen Carbon-Folien
– ein Spezialist für moderne Fußbodenheizungen reiste extra aus Singen an, weil ihn unser Projekt interessiert
Hinzu kommen engagierte Techniker, Handwerker und Ingenieure aus den eigenen Reihen, die ihre Verbundenheit mit der Kirchengemeinde durch die Bereitstellung ihrer Expertise zum Ausdruck brachten.

Der schraffierte Teil wird gekürzt
Man muss genau hinsehen, um die graue Heizfläche unter der Bank zu entdecken
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