Mit 80 Besucherinnen und Besuchern war das „Literarische Menü“, das die Kirchengemeinde am vergangenen Sonntagabend veranstaltet hat, voll ausgebucht. Mehr konnte der Bürgersaal im Schloss nicht fassen. Manch einer sagte zu Beginn, er habe die Karte zu Weihnachten geschenkt bekommen und sei nun etwas skeptisch, was ihn denn an diesem Abend erwarte. Doch am Ende verabschiedeten sich alle mit strahlenden Gesichtern. Kein Wunder, denn das schmackhafte Menü, das Conny Ruckwied (Emmy Lindgrün), Elke Kappler und Elke Fritze, sowie Kerstin Kirn „gezaubert“ haben, bot höchsten Genuss. Zu Lachsterrine und Forellenmousse, gefülltem Rollbraten und Puteninvoltini wurden erlesene Weine kredenzt. Ein quirliges, ehrenamtliches Serviceteam meisterte die logistische Herausforderung mit Bravour.
Nicht zu vergessen die literarischen Gänge: Bürgermeister Hess lobte durch einen Text von Eva Demski das Kulturgut „Suppe“ dermaßen anschaulich, das einem das Wasser im Munde zusammenlief. Dekanin Elisabeth Hege las in äußerst feiner, stilvoller Art, wie eine jüdische Emigrantin in Shanghai einen perfekten Apfelstrudel buk, der ihr einen Arbeitsplatz in einem chinesischen Restaurant und damit das Überleben sicherte (aus Ursula Krechel, Shanghai – fern von wo). Pfarrer Jörg Weag griff Eckart von Hirschhausens Glücksmomente auf, die sich bei Schokolade und anderen Diätbrüchen einstellen, Gemeinderätin Elvira Fischer nahm ihre Zuhörer mit in die entbehrungsreiche Nachkriegszeit, als durch einen vermeintliches Unglück die leckere Verbindung von Ketschup und Curry erstmals probiert wurde (Uwe Timm, Entdeckung der Currywurst) und Jürgen Hirning – Gomaringer Urgesteint – servierte als literarischen Nachtisch mit viel Sprachwitz originelle Gedichte von Ringelnatz, Heine und Busch.
Etwas überraschend war ein für einen Gourmet-Abend eher ungewöhnliches Experiment: die Festgesellschaft wurde durch den Moderator Pfarrer Peter Rostan aus dem Saal herauskomplimentiert und über die steile „Geistertreppe“ des Gomaringer Schlosses zur Kirche geführt, die mit Kerzen stilvoll beleuchtet war. Dort erwartete die Besucher ein leckerer Nachtisch und natürlich auch ein literarischer Gang, diesmal nicht von Altar oder Kanzel, sondern von einem Bistrotisch mit Barhocker serviert.
Kein Wunder, dass in dem großen ehrenamtlichen Team trotz der vielen Arbeit nicht die Erschöpfung, sondern der Stolz überwog. Man hat Großes geleistet – und wurde von den Besuchern reichlich dafür gelobt. Pfarrer Peter Rostan dankte ihnen mit den Worten: „Dieser Abend hatte in mehrfacher Hinsicht einen guten Zweck – er unterstützte die Kirchenrenovierung, sorgte für wertvolle Begegnungen und weckte bei vielen die Lust, mal wieder ein Buch in die Hand zu nehmen“.